Niedere Tiere

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Niedere Tiere

Beschreibung Niedere Tiere, das sind in der Evolutionstheorie die einfacheren Formen, aus denen sich aber die komplexeren Formen von höheren Tieren durch Evolution entwickelt haben. Oft wird auch der Begriff Weichtiere benutzt. Zu den Niederen Tieren gehören u. a. Nesseltiere, Ringelwürmer, Gliederfüßler und Stachelhäuter, Schnecken, Muscheln und Tintenfische, Seesterne, Krebstiere und Schwämme; das sind die, mit denen alles begann und das sind die, die immer in ähnlicher Form noch da sind. Einzeller und Vielzeller. Ganz tief im Meer verborgen, am Meeresboden und im Wasser. Höchst interessante Wesen in ihrer Funktion, in ihrem Äußeren. Ein riesiges Form- und Farbspektrum, bizarre Gestalten mit sonderbaren Körpern und höchst ausgetüftelten Fortbewegungsmechanismen. Teilweise winzig klein, aber effektiv. Eine Grundlage der Schöpfung, oberflächlich gesehen, nicht so interessant wie ein Reh oder ein Elefant, aber eben doch ein Schlüsselbereich der Evolutionsgeschichte. Wie kommt Rosemarie Sprute als Malerin nun dazu, sich dieser Tieren anzunehmen? Schon in ihrer Promotionsschrift im Fach Kunstgeschichte richtete sie ihr Augenmerk auf eine sogenannte niedere Berufsschicht, nämlich die Hirten. „Die Hirtenanbetungen bei Jacopo Bassano“, so der Titel ihrer Schrift. Im Gegensatz zu seinen Malerkollegen der venezianischen Renaissance des 16. Jahrhunderts, genannt seien hier Tizian, Tintoretto oder Veronese, wählte Bassano nicht wie sie das Motiv der „Anbetung der Könige“, nein, er wählte die Hirten, die dem Jesuskind ihre Aufwartung machen durften. In den letzten Jahren war dann für Rosemarie Sprute - jetzt als Kunsthistorikerin und als Malerin - die Erarbeitung von Gemälde-Porträts venezianischer Dogen ein Thema, die für Venedig eine weltweite Bedeutung hatten, hier besonders auch durch die wirtschaftliche Beziehung der Venezianer zum Orient. Also Dogen und jetzt Niedere Tiere - zwei Extreme, die sich aber dann doch sehr ähnlich sind. Niedere Tiere, also die wirbellosen Herrscher im Tierreich und die „hohen“, mächtigen, herrschenden Dogen - also, beide sind zentrale Herrscher ihrer Reiches, übernehmen hervorstechende Funktionen. Beide, die Niederen Tiere und auch die Dogen verbildlicht Rosemarie Sprute in einer ihr speziellen Mal- und Gestaltungstechnik. Hier finden Strukturwalzen Einsatz, hier wird verdeckt und wieder aufgedeckt, gekratzt und geschabt, flüssige Beize und pastose Ölfarbe technisch variierend, linear oder flächig aufgetragen, Material trifft aufeinander, ölige Pastellkreiden bilden hier Materialverknüpfungen. Strukturen und Muster haben es Rosemarie Sprute schon immer angetan. Die filigranen, oft linearen, konstruktiv angelegten Strukturen und die besonderen Körperformen der niederen Tiere, bieten hier natürlich einen überaus interessanten Fundus. Die textile Mustervielfalt der Dogenkleidung und die so typische venezianische Ornamentik, in der sich die Begegnung von Orient und Okzident widerspiegelt, blieb der Malerin natürlich auch nicht verborgen.
Material und Arbeitstechnik Öl, Ölkreide, Tusche / Bütten
Erscheinungsjahr
Abmessungen 100 cm x 70 cm
1.500,00 EUR
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Weitere Kunstwerke von Rosemarie Sprute

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2016: Die Dogen von Venedig

Die Arbeiten mit dem Titel „Dogen von Venedig- Interpretationen Alter Meister“ gehen auf eine Auseinandersetzung mit Dogenportraits von venezianischen Malern der Frühen Neuzeit zurück. Sie behandeln ein historisches Sujet, über das die Maler nicht nur Ritual und Habitus der Dogen bezeichnet haben. Sie haben auch den religiösen und kulturellen Austausch zwischen Venedig und dem Orient sichtbar gemacht.

Meine Motivbearbeitungen sind vom Interesse an diesem damaligen visuellen Synthetisierungsprozess geleitet, sie bewegen sich zwischen Muster und Ornament und Abbild und Figur. Ornament und Figur werden übereinandergeschichtet, sie übersteigen sich und unterwandern sich in einem quasi paradoxen, primitiven, rauhen Arbeitsprozess des Abklatschens, des Auf- und Abspachtelns, des Walzens und Einritzens und Aufgrabens von Farbmaterie, die Zwischenräume und Raumzeit erzeugen.

2015: Sumo

Sumoringer, das sind vordergründig fettleibige, massige Männer, die durch extremes Training und extreme Ernährung ihren körperlichen Schwerpunkt in den Hüft-, Bauch- und Beinbereich verlagern. Sumoringer streben eine ungewöhnliche menschliche Figurenform an, weit von unserem klassischen Schönheitskanon entfernt.

Seit Jahrhunderten ist ihre Körperform in Japan Ausdrucksträger hochzeremonieller religiöser Bedeutung. Jede Haltung ist Sinnbild: erhobene Hände signalisieren Waffenfreiheit, das Beinaufstampfen ist Zeichen dafür, dass negative Energien aus dem Körper quasi herausgetreten werden. Jedes Kleidungsstück hat kultische Bedeutung: die eigens geweihten weißen Rautenbänder etwa symbolisieren Blitze.

Die einzelnen Bildmotive der Themenreihe fokussieren diese innere Verbindung von Kult und Kampf in Form von rituellen Haltungen, sie zielen weniger auf die Darstellung der spektakulären sekundenschnellen Kampfszenen.

Nicht ohne ironische Brechung, etwa durch die Farbe Rosa, setzen die durchgängig verwendeten Farben Weiß, Ocker und Gold Assoziationen an den Mythos vom Götterkampf als dem Ursprung des Sumo frei.

Die körperliche Masse der Sumatori erscheint als dominierende Fläche im Bild, angelegt in einer Art Durchsichtigkeit und nicht als undurchdringliche Farbfläche – erzeugt durch das Abspachteln der zuvor pastos aufgetragenen Ölfarbe. So werden Farbschichten, Farbfragmente, filigrane Strukturen und Texturen, die zuvor bei der Gestaltung des Untergundes angelegt wurden, freigelegt. Das verleiht der Massigkeit der Sumatori die Leichtigkeit, über die sie durch eine disziplinierte Gymnastizierung ihres Körpers tatsächlich verfügen; es hebt das statische Moment ihrer Haltung, z. T. durch starke Konturierung gekennzeichnet, auf; und es lässt die Kultsprache ihrer Körper stärker hervortreten.

2014: Abstract

„Brücken“ – In Ölkreide, Wasserbeize und Ölfarbe auf Leinwand mit Spachtel, Strukturwalze und Pinsel dargestellte Figur in Brückenhaltung vor transparentem, mehrfach geschichtetem Hintergrund (eine Art in die Tiefe weisenden Illusionsraum, z. T. aus Figurendetails bestehend), je gespachtelt, gewalzt, geritzt, mit Beize quasi „geglättet“, d. h. die pastos aufliegenden Farben wieder abgetragen und damit einen die einzelnen Bildelemente in der Tiefe verbindenden Grundton erzeugend.

„Burka“ – In Öl, Kreide und Wasserbeize auf Leinwand mit Spachtel und Pinsel dargestellte Figur im linken Mittelgrund, durch Kratzspuren in Teilen konturiert, zugedeckt durch türkisfarbig aufgespachtelte Farbschicht, anschließendes Freiwischen von Details der Figur; zwischen finaler Farbschicht und der Figurenebene ein reliefartiges Muster, erzeugt durch das Auflegen, Überspachteln und erneutes Abziehen einer grob strukturierten Gardine (Materialisierung der Burka).

„Geizkragen“ – In Öl, Kreide und Wasserbeize auf Leinwand mit Spachtel und Pinsel gearbeitete Figur vor hellem Grund, abstrahiert/verdichtet durch Verfahren des Abklatschens, Übermalens, Überspachtelns; im Bildraum ausbalanciert durch ein Kontrastieren von amorphen und geometrisierten Flächenformen, z. T. durch lineare Kratzspuren (Kreuz) hervorgehoben, in Rot- und Brauntönen.

„Ikonen“ – In Öl, Kreide und Wasserbeize auf Leinwand mit Spachtelzügen dargestellte Figur in Wiederholung vor vielschichtigem, mit einer Strukturwalze ornamentiertem Farbhintergrund in Blau-, Rot-, Violett- und Goldgelbtönen mit deutlichen Spuren der Bearbeitung: mehrfaches Auftragen von Beize, Wiederabspachteln der Farbe, Herauskratzen von konturbetonenden Figurendetails.

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